Du brauchst nicht viel zum Happy sein…

von Christian Bäurer | 30. April 2019 | Allgemein, Banking, Deutsch, Software Engineering

Christian Bäurer

Managing Consultant und Agile Experte

Die Motivation

Eines der Hauptziele des Vorhabens unseres Kunden liegt in der Verjüngung des Kundenstamms und dem Erschließen neuer Geschäftsfelder und -modelle durch die digitale Offensive. Herausforderungen für das Projekt waren vor allem der Aufbau einer agilen Organisation mit eigenverantwortlichen Teams im Schatten der klassischen und hierarchischen Bankenwelt. Der allgegenwärtige Zeitdruck, die regulatorischen Feinheiten und der immer wieder veränderte Scope haben das Projekt in der Planung und Durchführung spannend gehalten.

Wer im Team dabei ist

12 Entwickler und vier Consultant Kollegen sind dabei. Das Projektteam konnte über das nun 12 Monate laufende Projekt sukzessive aufgebaut und stabil gehalten werden. Was wir gemeinsam spannend finden: State-of-the-Art-Technologien, agiles Umfeld und die Mitgestaltung einer Unternehmensausgründung. Besonders die ersten Monate haben allen Beteiligten gezeigt, was in kürzester Zeit erreicht werden kann, wenn die starren Prozesse und Gewohnheiten einer traditionellen Bank mal ausgesetzt werden.

Ein bestimmtes Highlight? Gar nicht so einfach, da es im letzten Jahr viele schöne Ereignisse gab: Weihnachtsfeier, Release-Party oder diverse Teamdinner, eigenverantwortliche Team-Setup, Beta-Tester in der App oder echte Nutzer in der Produktion. Es hat einfach viel Spaß gemacht.

Was wir an Methodik und Technologie eingesetzt haben

Ein durch und durch agiles Projekt. Als “Grüne Wiese”- Ansatz konnte in diesem Projekt eine agile Organisation aufgebaut und gelebt werden. Angelehnt wurde das Vorgehensmodell an das berühmte Spotify-Modell mit Tribe, Gilden und vollumfänglichen Feature-Teams. Hinzu kommt ein Onsite-Offsite-Modell, welches unseren Kollegen ein bisher in diesem Ausmaß nicht dagewesene Flexibilität bietet. Einerseits Sprintwechsel, gemeinsame Backlog Refinements und Team Events in der Onsite-Woche in Frankfurt und zukünftig in Berlin und andererseits maximale Detailarbeit und “Coden im Flow” ohne Großraumbüro mit nervigen Business Analysten, Product Ownern und Scrum Mastern in der Offsite-Woche.

Aber nicht nur in Anbetracht der Vorgehensweise ist das Projekt interessant, sondern auch die eingesetzten Technologien heben sich im Vergleich zu vielen anderen Bank-Projekten ab. Die Plattform wird in einer polyglotten, event-driven Microservice-Architektur unter Anwendung von CQRS entwickelt. Die Backend-Services sind dabei hauptsächlich in Kotlin und Node.js geschrieben, wobei auch Go, Luna und Python zum Einsatz kommen. Die Mobile Apps hingegen werden nativ in Swift und Kotlin entwickelt. Die Infrastruktur befindet sich dabei in der Cloud unter der Verwendung von Azure Container Service (ACS) und Azure Kubernetes Service (AKS), welches als Infrastructure as Code konfiguriert wird. Das Continuous Deployment ermöglicht es, die Microservices direkt und skalierbar auf Kubernetes zu deployen. Die Microservice-APIs bauen vollständig auf REST auf und sind dabei mit OAuth2 bzw. dem OIDC-Standard abgesichert. Keycloak dient als User und Authorization Management. Für Logging und Monitoring wird auf den EFK-Stack (Elasticsearch, Fluentd, Kibana) sowie Prometheus und Grafana gesetzt. Wie alle anderen Infrastrukturkomponenten laufen diese direkt im Kubernetes-Cluster und sind mit Infrastructure as Code konfiguriert.

Unser Key Take Away als Team

Nach erfolgreichem Livegang haben innerhalb der ersten Woche bereits 8.000 Nutzern den Service ausprobiert. Für 2019 stehen Veränderungen an. Zunächst der Umzug nach Berlin und der damit verbundene Ausbau der Startup-Kultur, sowie die ersten Handlungen des neu gewonnenen Managements.

Als Key Take Away sollte auf jeden Fall der “No Panic”-Ansatz unserer Kollegen erwähnt werden. Das Team hat – egal in welcher Projektphase – immer einen kühlen Kopf bewahrt und das Projekt mit seriöser und vor allem lösungsorientierter Arbeitsweise immer wieder in ruhige Fahrwasser gelenkt. Dadurch konnten die Ziele überhaupt erst erreicht werden. Vielen Dank dafür Jungs!

Was damit einhergeht ist die Feststellung, dass eigenverantwortliche Teams mit “you build it, you run it” in einem agilen Umfeld besser funktionieren, als Micro-Management mit Checklisten für Checklisten.